Janina L., geb. 23.5.1928, deportiert im August 1944 bei Beginn des Warschauer Aufstands (Alumniniumwerke) |
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Janina L., geb. am 23. Mai 1928, wurde im August 1944 bei Beginn des Warschauer Aufstandes gemeinsam mit ihrer Familie und den Nachbarn nach Deutschland deportiert:
Die genauesten Erinnerungen hatte Janina L. an das Lager Aluminiumwerke, in dem sie untergebracht war. Sie fügte ihrem Fragebogen einen kleine Skizze an, die zwar relativ ungenau ist, aber dennoch einen Eindruck vermittelt: Dazu gab sie folgende Erklärungen: "Es gab eine Reihe von langen Baracken (in einer von ihnen wohnte ich). Dann gab es noch eine Reihe von Baracken [auf der anderen Seite des Weges senkrecht dazu angeordnet - C.T.], die mit Draht umzäunt waren. Dort wohnten nur Männer (Franzosen, Italiener). In der Reihe, wo ich wohnte, waren vorwiegend Frauen untergebracht, aber es waren dort auch Männer. (Die Männer und die Frauen wohnten getrennt, in verschiedenen Baracken). In den Baracken, die mit Draht umzäunt waren, wohnten nur Männer. Die Baracke bestand aus 2 kleinen Zimmern. In meinem Raum war ich zusammen mit 3 anderen polnischen Frauen. Ich erinnere mich nicht, wieviele Baracken es insgesamt waren. In der Baracke war ein Wachbecken mit kaltem Wasser, wo man sich waschen konnte. Die Aborte waren auch in der Baracke. Ich kann mich an eine meiner Mitbewohnerinnen erinnern, ihr Name war Marta, sie war 23 Jahre alt. Nach der Befreiung ging sie zusammen mit einem Belgier nach Belgien. Mit mir wohnte auch Jadzia aus Warschau, sie war ca. 30 Jahre alt." "Sehr oft kontrollierte uns der sog. "Lagefiler". [gemeint ist Lagerführer - sie schreibt das Wort auf Deutsch - C.T.], er war dunkel gekleidet, seine linke Hand war eine Prothese in einem schwarzen Handschuh. Er kontrollierte unsere Anwesenheit, schrie immer, war ein schlechter Mensch"
Janina L. berichtete auch von einem regen Tauschandel mit Lebensmitteln, die sie den Deutschen aus den umliegenden Kleingärten gestohlen hätten. Auch darüber berichteten die weißrussischen Kinderzwangsarbeiter. Janina L. selbst tauschte mit einer Russin eine Bluse gegen Lebensmittel ein. Zu ihrem Verhältnis zu den Deutschen schrieb sie: "Die Deutschen nannten uns 'Polish Swaine' ('polskie swinie') ['polnische Schweine' -C.T.]. Sie behandelten uns schlecht, besonders deshalb, weil wir an der Kleidung den Buchstabe "P" angenäht hatten (ohne dieses Zeichen durften wir nicht ausgehen)." Auch von Schwangerschaften wusste Janina L., allerdings erlebte sie keine Geburten: "Die Deutschen haben es nicht bis zur Entbindung kommen lassen. Sie haben vorzeitig einen Schwangerschaftsabbruch vorgenommen. (So war es dort, wo ich gewohnt habe.)". Und sie erlebte dort den Tod der kleinen Teresa, der Tochter ihrer Schwester, die an einem Gehirntumor starb: "Ich kann mich erinnern, dass die Deutschen den toten Körper in eine Pappschachtel getan haben, die verbrannt werden sollte." "Uns haben die Engländer befreit. Das war eine große Freude", schrieb sie über das Kriegsende. Im Juni 1945 kehrte sie nach Warschau zurück, wo das Haus der Familie in Trümmern lag. Die ganze Familie musste deshalb fast ein ganzes Jahr in einem kleinen Zimmer bei fremden Leuten wohnen, bis sie im März 1946 nach Gora zogen. |
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Fragebogen Janina L., geb. 23.5.1928, o.D. (Eingang 7.3.2001), Stadtarchiv Göttingen, Sa. 32- Sammlung Tollmien, Korrespondenz.