Der Westfeldzug: "Der größte Sieg der deutschen Armee -
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"Englisch-französischer Einbruch in Belgien und Holland in letzter Stunde von der deutschen Wehrmacht aufgefangen" - "Bisher 18000 Holländer in deutscher Gefangenschaft" - "Ganz Holland in deutscher Hand" - "Die Maginotlinie durchbrochen: Brüssel, Löwen und Mecheln in deutscher Hand - "12000 Gefangene" - "Seit sieben Tagen tobt der Großkampf im Westen. Seit sieben Tagen verfolgt das deutsche Volk mit leuchtenden Augen und gespannter Aufmerksamkeit den Siegeszug der deutschen Armeen über die historischen Schlachtfelder des Westens." - "Antwerpen gefallen" - "Belgien hat kapituliert!" - "Erster Bombenangriff auf Paris" - "Der gewaltigste Sieg der Weltgeschichte von unserer West-Armee errungen - Gesamtzahl der Gefangenen 1,2 Millionen" - "Die Flanderschlacht, die größte Vernichtungsschlacht aller Zeiten siegreich beendet!" - "Die Kapitulation bei St. Valery - Bisher 20000 Gefangene - Ein Korpskommandant und 5 Divisonskommandeure unter den Gefangenen - Massenflucht aus Paris" - "Siegreicher Einmarsch in Paris" - Flaggen heraus! - Aus Anlaß des großen Sieges der deutschen Truppen in Frankreich, der heute mit dem Einmarsch in Paris gekrönt wurde sowie der siegreichen Beendigung des heldenmütigen Kampfes in Norwegen, befiehlt der Führer, von heute ab in ganz Deutschland auf die Dauer von drei Tagen zu flaggen." - "Einmarsch unserer Truppen in Paris" - "Petain bittet um unsere Bedingungen" - "Frankreichs totaler Zusammenbruch" - "Der größte Sieg der deutschen Armee - 1,9 Millionen Gefangene". So lauteten die Schlagzeilen des Göttinger Tageblatts zwischen dem 10. Mai und dem 3. Juli 1940 - also zwischen dem Tag des in der üblichen Weise mit einem angeblichen Agression der Angegriffenen gerechtfertigten Überfalls auf die Niederlande bis zum Waffenstillstand mit Frankreich am 22. Juni 1940 und den abschließenden Jubelberichten über den wieder einmal "größten Sieg der deutschen Armee". Die Superlative überschlugen sich in diesen wenigen Wochen und man kann wohl mit einigem Recht davon ausgehen, dass die meisten Göttinger diese beispiellose Siegesserie, die genaugenommen schon mit der Besetzung Dänemarks am 9. April 1940 und der gleichzeitigen Invasion in Norwegen begonnen hatte, tatsächlich "mit leuchtenden Augen" verfolgten. "Leuchtende Augen" aber hatten wohl vor allem Vertreter der Arbeitseinatzbehörden, deren Aufgabe es war, den immer noch eklatanten Arbeitskräftemangel in Deutschland durch "Beutearbeiter" auszugleichen. Denn im Mai 1940 hatten die Rüstungsinspektionen allein für die Betriebe mit Wehrmachtsaufträgen einen Fehlbedarf von etwa einer halben Million Arbeiter gemeldet. Damit war trotz aller Zwangsmaßnahmen in Polen die Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt ähnlich angespannt wie vor dem Überfall auf Polen, nur dass aufgrund der durch und für den Frankreichfeldzug forcierten Hochrüstung diesmal der Arbeitskräftebedarf in der Industrie größer war als in der Landwirtschaft. Mit den Millionen von Kriegsgefangenen stand nun ein riesiges Arbeitskräftereservoir zur Verfügung, das nur noch angezapft werden musste. Da dieses Reservoir so groß und unerschöpflich erschien und der künftige Bedarf an Arbeitskräften aufgrund der allgemeinen Blitzkriegseuphorie unterschätzt wurde, glaubte man sogar auf diejenigen Kriegsgefangenen verzichten zu können, die aufgrund ihrer "Rasse" als "germanisch" bzw. deutschenfreundlich galten: Die holländischen Kriegsgefangenen wurden daher ebenso wie die norwegischen und auch die flämischen Kriegsgefangenen entlassen; die 65 000 wallonischen Kriegsgefangenen und der größte Teil der in Gefangenschaft geratenenen französischen Soldaten blieben dagegen bis zum Kriegsende in deutschem Gewahrsam.
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Göttinger Tageblatt 24. Juni 1940 |
Göttinger Tageblatt, 10.5. bis 3. Juli 1940
Der Einsatz von Kriegsgefangenen in Arbeitsstellen, Reichsarbeitsblatt Nr. 21, 25.7.1940 (= Zusammenfassung von mehreren Einzelverordnungen), Teil I., Stadtarchiv Göttingen, Bauamt Fach 16 Nr. 52, o.P.
Literatur:
Ulrich Herbert, Fremdarbeiter - Politik und Praxis des "Ausländer-Einsatzes" in der Kriegswirtschaft des Dritten Reiches, Berlin / Bonn 1985, S. 96.
Mark Spoerer, Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz. Ausländische Zivilarbeiter, Kreigsgefangene und Häftlinge im Deutschen Reich und im besetzten Europa 1939-1945, Stuttgart München 2001, S. 58, S. 60.
Bernd Zielinski, Staatskollaboration. Vichy und der „Arbeitseinsatz“ für das Dritte Reich, Münster 1995, S. 50.