Französische Lagerzeitung: Le Pont. Hebdomadaire de l’Amicale des Travailleurs Français en Allemagne (Die Brücke. Wochenzeitung der Vereinigung französischer Arbeiter in Deutschland) - Mai 1941 bis September 1944 |
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In seinem Bestreben auch die ausländischen (Zwangs-)Arbeiter in seinem Sinne zu propandistisch zu beeinflussen, betrieb das NS-Regime einen nicht unerheblichen Aufwand, der - wie die ebenfalls mit dieser Zielrichtung angebotenen Freizeitaktivitäten für Zwangsarbeiter - überregional von der Deutschen Arbeitsfront koorodiniert wurde. Regelmäßig erscheinende Zeitungen für "Fremdarbeiter" erschienen dabei als eines der besten Propagandamittel. So gab es im Frühjahr 1941 bereits fünf solcher Zeitungen im Deutschen Reich, bis Ende 1944 waren es 42 Titel (auch für "Ostarbeiter" gab es eine eigene Zeitung"). Eine der ersten dieser Zeitschriften war die im Mai 1941 gegründete französische Zeitung "Le Pont. Hebdomadaire de l’Amicale des Travailleurs Français en Allemagne (Die Brücke. Wochenzeitung der Vereinigung französischer Arbeiter in Deutschland). Initiiert worden war diese Zeitung von der Deutsch-Französischen Gesellschaft, eine Neugründung des Jahres 1935, deren Geschäftsführer der deutschen Diplomaten und SS-Mann Otto Abetz war, der 1934 selbst für die Auflösung der sich der Versöhnung und dem Austausch verschriebenen 1928 gegründeten ursprünglichen Deutsch-Französischen Gesellschaft gesorgt hatte. Im Juli 1942 musste die Deutsch-Französische Gesellschaft allerdings "Le Pont" an den im September 1939 gegründeten Fremdsprachendienst der Reichsrundfunkgesellschaft, der im Frührjahr als Fremdsprachendienst Gmbh selbstständig wurde und direkt dem Reichspropagandaministerium unterstand, abgeben. Im Juni 1943 hatte der Fremdsprachendienst 352 Mitarbeiter, wobei unter deutscher Verlagsleitung die 130 Mann starke Redaktion hauptsächlich aus Ausländern bestand. "Nicht nur die Bezahlung [sie erhielten Monatsgehälter zwischen 550 und 1200 RM - S. 138], sondern auch die Hotelunterbringung und das Benehmen der ausländischen Mitarbeiter des Verlages", so schrieb Thomas Schiller in seiner bibliographischen Studie über die "Lagerzeitungen für Fremdarbeiter im Zweiten Weltkrieg", die er unter dem Titel "NS-Propaganda für den 'Arbeitseinsatz'" 1997 veröffentlichte, stand "in so krassem Gegensatz zu den Lebensbedingungen verschleppter Fremdarbeiter, daß kein Zweifel bleibt, daß sie zu einer Elite gutverdienender ausländischer Kollaborateure gehörten." (S. 139). "Le Pont" erschien wöchentlich in einer Auflage von 44000 bis 61754 bis September 1944. Die Zeitschrift ist in Deutschland nur noch mit einigen Exemplaren aus dem Jahr 1943 im Dortmunder Institut für Zeitungsforschung nachweisbar.
Neben allgemeinen Propagandaartikeln, wie der auf dem hier abgebildeten Titelbild vom 10. Januar 1943 Über eine Erklärung von Marschall Petain, berichtete die Zeitung auch über einzelne Veranstaltungen in den Lagern, wobei sie offensichtlich auf Mitarbeiter unter den Lagerinsassen zurückgreifen konnten. So erschien beispielsweise am 6. Juni 1943 ein Bericht über einen Gesangswettbewerb und einen Leichtathletikwettkampf im Lager Egelsberg und in der Ausgabe vom 26. September 1943 wurde über die Ergebnisse eines Sportlertreffen am 19. August 1943 in Kassel berichtet, vom dem wir durch Zeitzeugen sogar Fotos haben. Literatur und Quellen: Le Pont. Hebdomadaire de l’Amicale des Travailleurs Français en Allemagne (Die Brücke. Wochenzeitung der Vereinigung französischer Arbeiter in Deutschland), Dortmunder Institut für Zeitschriftenforschung, einzelne Nummern 1943 (Kopien überlassen von Cécile Bonnet). Cécile Bonnet, Service du travail obligatoire (STO) in Göttingen, Magisterarbeit Universität Aix en Provence, Frankreich, 2004 (Manuskript). Thomas Schiller, NS-Propaganda für den "Arbeitseinsatz". Lagerzeitungen für Fremdarbeiter im Zweiten Weltkrieg: Entstehung, Funktion, Rezeption und Bibliographie, Hamburg 1997. |
Titelblatt der Ausgabe vom 10. Januar 1943 Ausgabe vom 23. Mai 1943 Ausschnitt des Artikels vom 23. Mai 1943, in dem von den 350 Insassen im Lager Egelsberg und der Gründung einer Häftlingsvereinigung (Amicale) mit 300 Mitgliedern im Lager berichtet wird. |