NS-Zwangsarbeiter: Propagandafotos |
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Es ist verblüffend, wie ähnlich die Bilder, die in Göttingen von der für die Betreuung und "Freizeitgestaltung" der Zwangsarbeiter zuständigen Deutschen Arbeitsfront gemacht wurden, denen des Didier-Propagandabandes sind. Wenn sich auf den Göttinger Fotos nicht einzelne Göttinger Zwangsarbeiterinnen identifizieren ließen, dann gäbe es keinen Anhaltspunkt dafür, dass diese Fotos wirklich in Göttingen gemacht wurden: Die geschönte Welt des Zwangsarbeitereinsatzes ist ununterscheidbar beliebig. Propagandafotos zum Zwangsarbeitereinsatz hatten zwei Funktionen: Sie dienten einerseits der Anwerbung weiterer Zwangsarbeiter, was mit Fortschreiten des Krieges in den besetzten Ländern allerdings immer weniger gelang, und sie sollten bei den Deutschen den Eindruck erwecken, dass - häufig im Widerspruch zur eigenen täglichen Wahrnehmung - für die "Fremdarbeiter" gut gesorgt würde. Unklar ist, ob und wo die Göttinger Fotos veröffentlich wurden. In der Lokalpresse zumindest ließ sich bis jetzt kein Nachweis finden. Klar ist aber, dass die Propaganda ihre Wirkung bis weit in die Nachkriegszeit tat und vielleicht mit größerem zeitlichen Abstand sogar noch zunahm, wie die allgemeine öffentliche Diskussion in den 1990er Jahren über die sog. Zwangsarbeiterentschädigung gezeigt hat.
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Göttinger Propagandafoto der DAF Aus dem Propagandaband: "Europa arbeitet in Deutschland", 1943, ukrainische Zwangsarbeiterinnen
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DAF-Propagandafoto, Städtisches Museum Göttingen, Fotoarchiv.
Dr. Friedrich Didier, Europa arbeitet in Deutschland - Sauckel mobilisiert die Leistungsreserven, Zentralverlag der NSDAP Berlin 1943, S.81 (Ausschnitt).