"Ostarbeiter" am Städtischen Theater Göttingen |
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Das städtische Theater beschäftigte in der Spielzeit 1943/44 elf "Ostarbeiter" (sechs Bühnenarbeiter und fünf Putzfrauen), von denen wir durch einen am 23.8.1943 gestellten Antrag des technischen Leiters des Theaters auf Befreiung von dem für "Ostarbeiter" geltenden nächtlichen Ausgehverbot, das im Winter schon um 20 Uhr begann, wissen. Dieser Antrag wurde für alle elf Zwangsarbeiter ohne Differenzierung nach Männern und Frauen gestellt. Man kann also davon ausgehen, dass auch die als "Putzfrauen" im Theater beschäftigten Ostarbeiterinnen nicht im Theater selbst untergebracht waren. Für männliche "Ostarbeiter" bestand die Möglichkeit einer privaten Unterbringung sowieso nicht und so werden diese wie die fünf Putzfrauen auch wahrscheinlich im Lager Schützenplatz untergebracht gewesen sein. Gegen eine Unterbringung der "Ostarbeiterinnen" in einem Privathaushalt spricht auch, dass die genannten namentlich "Ostarbeiterinnen" nicht in der Einwohnermeldekartei gefunden werden konnten, in der normalerweise die privat untergebrachten Zwangsarbeiter sehr zuverlässig gemeldet wurden. Außerdem war in dem genannten Antrag ausdrücklich davon die Rede ist, dass alle elf genannten Zwangsarbeiter - damit der Spielbetrieb aufrecht erhalten werden könne - dem Theater von morgens 7 bis 23 Uhr zur Verfügung stehen müßten. Es ist also zu vermuten, dass die fünf Ostarbeiterinnen eventuell auch für andere Aufgaben als nur das Putzen herangezogen wurden. Ob das Theater schon in der Spielzeit 1942/43 "Ostarbeiter" beschäftigte, war den Akten nicht zu entnehmen. Sicher ist lediglich, dass der Zwangsarbeitereinsatz mit dem Spielzeit 1943/44 endete, da das Theater am 23. August 1944 kriegsbedingt geschlossen wurde.
Siehe dazu auch die Beschäftigung von ausländischen Künstler am Göttinger Theater
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Das Göttinger Theater während der NS-Zeit (Städtisches Museum Göttingen) |
Technischer Leiter des Städt. Theaters an Ortspolizei 23.8.1943, Stadtarchiv Göttingen Pol.Dir. Fach 124 Nr. 2, Bl. 493 ff.; Friedrich an Sauer, 28.8.1944, Stadtarchiv Göttingen AHR I E 2 Fach 7 Nr. 13, Bl. 38 f.