Erinnerungen von Cornelius J. K., geb. 1922, Niederländer, Zwangsarbeiter bei den Aluminiumwerken von 1943 bis 1945, verfasst im Jahre 2001

Kurzbiografie

Verlorene Jahre

Erinnerungen aus den Jahren 1943-1945

aus dem Niederländischen von Holger E. Wiedenstried mit Überarbeitungen von Cordula Tollmien

Die Illustrationen gehören bis auf das nebenstehende Titelblatt nicht zum Originaltext, sondern wurden passend zum Text für die Homepage ausgesucht.

Niederländisches Original

Vorwort

Weil ich diese Jahre als "verlorene Jahre" ansehe, habe ich diesem Buch diesen Titel gegeben. Verlorene Jahre in vielerlei Hinsicht. Jahre, die vorüber gegangen sind, ohne dass ich meine Jugend erleben konnte, wie es sich gehört. Ich habe mich meinen Freunden entfremdet; zwei Jahre sind in dem Alter viel. Ein eventuelles Studium habe ich damals zwei Jahre lang aufschieben müssen, obwohl ich direkt nach meiner Schulzeit den Plan hatte, weiterzulernen. Und vor allem die Eltern und den Bruder zu entbehren, ist etwas, das man niemals wieder aufholen kann. Verlorene Jahre also. Ich habe damals viel Lebenserfahrung gesammelt, auch wenn es keine schöne war. Ich hatte das Gefühl, dass die Jahre doppelt zählten. Den Grund, warum ich dieses Buch habe schreiben wollen, können Sie in diesem Buch lesen.

Titelblatt

Der Beginn

Montag 26. Juli 1943, 7 Uhr morgens. Langsam setzte sich der Zug in Bewegung. Wir drängelten uns zu sechst von dem heruntergelassenen Abteilfenster, um unseren Eltern „Auf Wiedersehen“ zu zuwinken. Wie lange der erzwungene Verbleib in der Fremde für jeden von uns dauern sollte, konnten wir damals noch nicht ahnen. Ich hatte das Gefühl, oder war da der Wunsch der Vater des Gedankens, dass es nicht lange sein werde.
Mein Vater sah mir so lange nach, bis der Rauch der Lokomotive uns die Sicht nahm und sogar ins Abteil wehte. Schnell schoben wir das Fenster wieder hoch und setzten uns. Keiner der Jungs sagte etwas. Mit blicklosen Augen starrten wir nach draußen voll von Gedanken daran, wo wir hingeraten und wann kommen wie wieder zurück würden. Dass wir in ein Land im Kriegszustand gingen, das möglicherweise jeden Tag schwer bombardiert wurde, und der Aufenthalt dort sehr große Risiken mit sich brachte, daran dachten wir nicht, zumindest ich nicht. Wie in einem Rausch saß ich bei meinen ebenfalls schweigenden Schicksalsgefährten.
In Alkmaar hielten wir und es kamen neue Reisende in den Zug. Alles Jungs in ungefähr meinem Alter. Später zeigte es sich, dass die Deutschen einem bestimmten Jahrgang eine Einberufung geschickt hatten, mit Unterstützung von diversen [niederländischen] Behörden. Nur einsteigen war möglich, aussteigen kam nicht in die Tüte. Nur die Türen an der Bahnsteigseite konnten geöffnet werden, die anderen Türen waren von außen abgeschlossen. Auf dieser Seite wurde auch von Soldaten patrouilliert, so dass man es sich aus dem Kopf schlagen konnte, den Zug durch das Fenster zu verlassen. Auch jetzt wieder Eltern, die ihren Söhnen „Auf Wiedersehen“ sagten und ihnen das Beste wünschten, vor allem eine wohlbehaltene Heimkehr. Es war für uns alle eine Reise ins Ungewisse. Unterwegs zu unserem letztendlichen Bestimmungsort, wo auch immer der sein würde, hielten wir in noch ein paar Mal, um noch mehr Zwangsarbeiter aufzunehmen oder um einfach nur still zu warten, bis die Strecke wieder frei war und der Zug weiter fahren konnte.
Am Anfang etwas zögerlich, begannen wir dann doch miteinander zu reden. Hinterher zeigte es sich, wie wir uns alle miteinander etwas vormachten und vor den anderen nicht eingestehen wollten, wie angespannt und ängstlich wir doch waren. Wir hatten ja keinerlei Vorstellung davon, wo wir landen würden.
Ich hatte mir meine erste Reise ins Ausland, so ich jemals eine machen sollte, ganz anders vorgestellt als die Reise, zu der ich jetzt gezwungen wurde. An der Grenze der Niederlande, schon in Deutschland, wurde der Zug gewechselt, und wir mussten umsteigen in einen Zug der Deutschen Bundesbahn [sic]. Der Zug hatte ein Kupferschild mit den Buchstaben D.B. [sic]. Der für uns bestimmte Zug war noch nicht da, also mussten wir warten. Am Ende des Bahnsteigs befand sich an einem schmalen Weg eine Kneipe, und da wurden wir hinbegleitet. Unsere Begleiter waren Gestalten, die kein Pardon kannten, also verhielten wir uns still.
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich an dem Tage mein erstes Bier getrunken habe. Die zweieinhalb Jahre Krieg, die hinter mir lagen, waren nicht die idealsten Jahre und sicher keine Jahre, um eine Kneipe zu besuchen, auf jeden Fall nicht in meinem Fall. So etwas gehörte übrigens auch nicht zu meiner Erziehung.
Der erste Schluck Bier brannte in meiner Kehle. Das Pils, das dort gezapft wurde, schmeckte bitter, und der Nachgeschmack blieb lange. Den Jungen zufolge, die mir Kenner schienen, schmeckte das Pils sehr gut.
Es war eine alte, vernachlässigte Kneipe. Es roch dort nach schalem Bier und die Vorhänge waren seit Jahren nicht gewaschen worden. Die Tische waren auch vor vielen Jahren lackiert worden und danach nie wieder. Die Tischplatten waren voller Ringe von nassen Gläsern. Vor dem Eingang der Kneipe hielt ein Mof Wache und die Hintertür war abgeschlossen, wie uns einer der Jungs mitteilte. Warum er das untersucht hatte, wusste ich nicht. Wollte er es vielleicht versuchen, durch die Hintertür zu fliehen? Das Dorf, wo wir uns im Moment befanden, war für niederländische Begriffe ein Kaff. Es zählte vielleicht fünfzig Häuser, und um das Dorf war plattes Land. Nicht gerade der geeignetste Ort für eine Flucht. Das ganze Dorf hätte den Fliehenden innerhalb kürzester Zeit bemerkt. Das wäre da nicht anders als in den Niederlanden.
Plötzlich kam der Soldat, der die ganze Zeit draußen gestanden hatte, herein und brüllte, dass wir nach draußen müssten und zwar schnell! Ich leerte mein Glas Bier in einem Zug, packte meinen Koffer, den ich wie ein Schießhund bewacht hatte, und lief nach draußen. Eine strahlende Sonne sorgte für angenehme Temperaturen, als ob sie versuchte, etwas gut zu machen. Unser Zug stand auf demselben Bahnsteig bereit, wo wir angekommen waren, und unter dem Gebrüll von "Los!" und "Schnell!", als ob wir Soldaten wären, stiegen wir ein. Auch jetzt saß ich wieder bei denselben Jungs wie während des ersten Teils der Reise. Automatisch hatten wir einander wieder gesucht. Ob es nun vom Alkohol war oder auch nicht, wir waren etwas lockerer und offener als vorher. Lasst uns mal abwarten, wo wir landen, man kann ja doch nichts dran ändern, war unser Eindruck.
Dieser Zug war ein ganz anderer Zug, gemütlicher, auch wenn dieser Ausdruck unter diesen Umständen ein bisschen fehl am Platze ist. So haben wir es zumindest empfunden. Dieser Zug fuhr jetzt ohne Halt durch ein uns unbekanntes Land. Auch hier Flachland, aber hier und da hatte es etwas Ähnlichkeit mit Limburg, nur nicht so schön. Wir fuhren auch durch große Städte, die einen Anblick boten, der uns still machte. Nun wurden die meisten von uns mit Bildern eines Landes im Krieg konfrontiert. Zerbombte Häuser, deren Krater voll Wasser standen. Häuser, die verbrannt waren und deren schwarzverbrannte Reste in den Himmel rakten. Grau, alles grau. Unsere lockere Stimmung nach der willkommenen Unterbrechung in der Kneipe sackte wieder auf den Nullpunkt, machte Platz für düstere und ängstliche Gefühle. Wann mussten wir raus und wo waren wir überhaupt? Der Zug fuhr in östliche Richtung, also entfernten wir uns immer weiter von zu Haus. Wir hatten keine Ahnung, wo wir waren, und es gab niemanden, den wir fragen konnten.

Zerstörtes Haus in Hannover nach einem Bombenangriff 1940    Die zerstörte Parteizentrale der SPD in Hannover    Das zerstörte Hannover 1945

Bilder des zerstörten Hannovers 1940 bis 1945

Nach einigen Stunden Fahrt mit ein paar Mal für uns unerklärlichen Stillstehens zwischendurch fuhren wir in eine große Stadt hinein. Hier war es noch viel schlimmer als in den anderen Orten, die wir passiert hatten. Im Bahnhof angekommen las ich, dass wir in Hannover waren, und der Name kam mir bekannt vor. Ich bin davon überzeugt, dass die Stadt vor dem Krieg anders ausgesehen hat als jetzt. Jetzt schien es mir eine Stadt zu sein, in der man geistig kaputt geht. Überall Ruinen und in Brand stehende Häuser. Brände, die manchmal nicht einmal mehr gelöscht wurden, da es kein Material dafür gab oder weil die Gebäude daneben ja doch schon verlassen und unbewohnbar waren. Kurzum eine Stadt, um darin zu sterben. Ausgerechnet hier mussten wir raus, und ich befürchtete das Schlimmste.
In einem großen, barackenartigen Gebäude mussten wir uns sammeln und auf weitere Anweisungen warten. Mein Deutsch war in den Kriegsjahren so gut geworden, dass ich die Moffen beinahe wörtlich verstehen konnte (mein Arbeitgeber arbeitete für die niederländischen Pioniertruppen), so dass ich meine Ohren weit aufsperrte und zuhörte, was in einem Flur außerhalb unseres Zimmers alles besprochen wurde. In richtigen Augenblick schnappte ich einen Gesprächsfetzen auf, aus dem hervorging, dass ein Teil von uns in Hannover bleiben musste und der Rest weiter sollte. Dann lieber weiter weg von zu Haus, aber auf keinen Fall in Hannover bleiben. Ich vertraute meinen Koffer einem der Jungen an und verschwand auf dem Klo. In derselben Halle, in der die Deutschen mit einander beratschlagten, waren auch die Toiletten, und durch die geschlossene Tür konnte ich deutlich verfolgen, was dort draußen geschah. Kurze Zeit später wurde die Gruppe für Hannover zusammengestellt und zog ab. Nachdem ich noch weitere zehn Minuten gewartet hatte, kam ich wieder zum Vorschein und begab mich wieder zu den Jungs, die übriggeblieben waren. Der Junge, dem ich meinen Koffer anvertraut hatte, war auch noch da.
"Sie sind gerade weg, die Gruppe für hier", sagte er. Ich glaube, dass der Junge Bart K. aus Alkmaar war. Ein Junge, mit dem ich später viel Kontakt gehabt habe.
"Was für ein Glück", antwortete ich. "Hier in Hannover zu bleiben, scheint mir keine gute Idee zu sein."
"Glaube ich auch. Vielleicht haben wir Glück."
Weiter sagten wir nichts und warteten gespannt ab, was passieren würde. Glücklicherweise dauerte das Warten nicht lang. Mit der bekannten Deutschen Gründlichkeit [im Original Deutsch] war auch dies geplant und vorbereitet. Wir können uns noch immer an dieser Gründlichkeit ein Beispiel nehmen.
Nachdem wir vielleicht ein Viertelstündchen gewartet haben, mussten wir in einen Zug, der wieder nur für Zwangsarbeiter reserviert war. Nachdem wir eine halbe Stunde gefahren waren, konnten auch Deutsche mitfahren. Jetzt hatten wir also Mitreisende, die uns nur anstarrten, aber nichts sagten. Mir gegenüber saß eine Frau, die vielleicht etwas jünger als meine eigene Mutter war und mir etwas entgegenkommender zu sein schien. Sie beobachtete mich eine Zeit lang und begann dann auf einmal, mit mir zu sprechen.
"Kommst du aus Holland?", fragte sie in gut verständlichem Deutsch.
Ich nickte nur.
"Doch bestimmt kein Freiwilliger?", fuhr sie fort.
"Nein, bestimmt nicht. Arbeidseinsatz [sic]", antwortete ich.
Eine Zeit lang sagte sie nichts und wir sahen uns beide die Landschaft an, die an uns vorüberglitt.
"Weißt du, wo du hin musst?", fragte sie nach einer kleinen Pause.
"Weiß ich nicht", antwortete ich. "Ich hab übrigens keine Ahnung, wo wir jetzt sind."
"Siehst du die grünen Hügel, da in der Ferne?", und sie zeigte in die die Richtung von etwas Grünem, das immer näher kam. „Das ist der Harz. Wenn du in Göttingen landest, hast du Glück gehabt. Da ist nur wenig passiert, hab ich gehört."
Mehr sagte sie nicht, denn wir hatten noch Mitreisende, die nur zuhörten und nichts sagten. Später habe ich entdeckt, wie viel wichtiger Zuhören war als Sprechen. Kurz bevor sie den Zug verließ, reichte sie mir etwas Süßen, was ich annahm. Bevor sie die Tür hinter sich schloss, nickte sie mir zu und wünschte mir viel Glück. Ich sah, dass sie meinte, was sie sagte. Eine der vielen netten Deutschen, die ich in den zwei Jahren treffen sollte, obwohl es Deutsche waren.

Bahnhof in Göttingen um 1940

Bahnhofsvorplatz Göttingen um 1940

Der Zug setzte seine Reise fort und ungefähr eine halbe Stunde später fuhren wir in Göttingen ein. Ein schöner und sauberer Bahnhof. Hier und da sogar mit ein paar Pflanzen geschmückt. Hier mussten wir aus dem Zug und mit unserem Gepäck nach draußen. Der Platz vor dem Bahnhof war prächtig angelegt, hier und da sogar mit Palmen und schönen Blumenrabatten mit verschiedenen Pflanzen. Es schien, als ob eine bleischwere Last von uns allen abfiel. Erleichtert sahen wir einander an. Wir waren nur noch ungefähr vierzig Mann, denke ich, und wir blickten alle überrascht um uns. Dieser Ort war eine Oase der Ruhe in einem Land im Krieg, und ich pries den Moment, da ich im schrecklichen Hannover meine Zuflucht auf der Toilette gesucht hatte.
Es kamen zwei offene Lastwagen, auf die wir klettern mussten und die uns quer durch die Stadt zu unserer zeitlich begrenzten Bleibe transportierten. Die Stadt kam mir vor, als ob kein Krieg sei. Es war nirgends eine Spur von Zerstörung zu sehen. Die Grünflächen waren ordentlich gepflegt und die Straßen waren sauber. Es gab schon die typischen grauen blockartigen Häuser, wie man sie oft in Deutschland sieht, aber vom Krieg war hier nichts zu bemerken. Später sollte ich schon etwas davon merken.

Aluminiumwerke Luftbild 1957

Aluminiumwerke Göttingen

Das ist ein Luftbild des östlich der Hannoverschen Straße gelegenen Werksgeländes (entstanden und freigegeben durch das Luftamt Hamburg 1957/58); eingezeichnet ist die Grundstücksgrenze bis 1957 (gestrichelt) und die Grundstücksgrenze ab 1977/78 (durchgezogen).

Legende Stand 1957/58:
1 Lager, Versand, 2 Automatendreherei, Galvanik, Versand von Elastic-Stop-Muttern, 3 Bürogebäde (Geschäftsführung, Einkauf, Verkauf von Haushaltswaren und Fließpressteilen) 4 Pförtnerhaus
5, 6 und 7 liegen westlich der Hannoverschen Straße: 5 Büro und Wohngebäude (Wohnung des Geschäftsführers Martin Schmidt); 6 Geschirrwerk; 7 Altes Geschirrwerk, später Stanzerei.

Cornelius J. K. arbeitete in dem Gebäude Nr. 2, der Automatendreherei.

Wir fuhren quer durch die Stadt bis zur Stadtgrenze. Da stand eine große Fabrik mit ungefähr vier Gebäuden links und rechts von der Straße. An dieses Fabrikgelände angrenzend standen vier Baracken, von denen eine einzeln stand, am Wegesrand. Diese eine Baracke stand frei, während sich der Rest hinter hohen Zäunen und ein Stück vom Wege entfernt befand. Bei der einen Baracke wurden wir ausgeladen. Ein uniformierter Deutscher, kein Soldat, wartete offensichtlich auf uns und hieß uns, ach, wie freundlich, herzlich willkommen. Er sprach im Namen des Betriebes, wo wir beschäftigt werden sollten, der "Aluminiumwerke Göttingen". Er erklärte uns, dass wir auf die Baracke verteilt würden und dass wir in dem Betrieb daneben beschäftigt würden. In einem der Zimmer der Baracke lagen Strohsäcke und Strohballen, um die Säcke damit zu füllen. Er riet uns, sie so voll wie nur möglich zu füllen, da man sonst innerhalb von ein paar Nächten auf den Planken liegen würde.
In jedem Zimmer – es gab fünf – wurden zwölf Jungs in sechs Etagenbetten, je zwei Betten also, untergebracht. Während der Reise hatten sich schon Gruppen gebildet, die sich auch jetzt wieder zusammentaten. Ich kam zu drei Alkmaarern und einem Paar aus Egmont, einem Jungen aus Bussum, einem Jutter und noch ein paar, von denen ich den Namen und die Herkunft nicht mehr weiß. Es war sofort klar, dass wir gut miteinander auskommen würden. Keine Großmäuler oder Aufschneider, sondern Jungs, die fest vorhatten, das Beste aus der Situation zu machen und die auf jeden Fall versuchen würden, unbeschädigt, in weitestem Sinne des Wortes, davon zu kommen.
Ich suchte mir ein untenliegendes Bett aus. Zwei Decken und ein Kopfkissen für jedes Bett, alles mit Stroh gefüllt (das Kopfkissen und die Matratze). In der ersten Nacht war an Schlafen natürlich nicht zu denken. Die Matratze und das Kopfkissen waren steinhart und das Stroh stach einem in den Leib und das Gesicht. Außerdem war man mit den Gedanken natürlich ganz woanders, weit weg.

Am folgenden Morgen gingen wir alle unter der Leitung des Lagerführers, so hieß der Kerl, zweihundert Meter weit zur Fabrik. Da wurden wir von ein paar Funktionären des Betriebes erwartet, die die Namensliste mit uns durchgingen. Wie er an die Namensliste kam, ist mir nie klar geworden, oder ich weiß es jetzt nicht mehr, wie das damals vor sich ging. Seine erste Frage war, ob unter uns auch Elektriker seien. Zwei von den Jungs, darunter auch meine Person, traten einen Schritt nach vorne. Schließlich war ich am liebsten in meinem eigenen Beruf tätig. Er brauchte nur einen, und ich wurde nicht ausgewählt. Der Rest wurde in Grüppchen aufgeteilt, und ich wurde mit noch einem Jungen aus Den Helder, Johan, zur Automatendreherei gebracht. Eine immens große Halle, von der die Dreherei ein Teil war. Ich trat in die Halle und ein entsetzlicher Lärm von den Drehmaschinen brach wie eine Lawine über mich ein. Nach fünf Minuten fürchtete ich, dass ich hier in der Halle einen Hörschaden bekommen würde, aber das schien eine Frage der Gewöhnung zu sein. Nach zwei Tagen unterhielt ich mich schon ohne zu schreien.
Ich wurde an die Drahtzapfmaschine gestellt und musste Draht in Muttern zapfen, die man selbst unter den Zapfhahn legen musste. Dann zog man an einem Band, das wiederum an einem Hebel befestigt war. Das Band war nur da, damit man mit der Hand nicht so hoch greifen musste. Ein Zug am Band, und die Maschine besorgte den Rest. Worauf ich aufpassen musste, war, dass andauernd ein dünner Ölstrahl auf den Zapfhahn lief, sonst verbrannte das Ding. Jetzt kam makelloser Draht in die Muttern, und das wurde fortwährend von einem Aufseher kontrolliert. Eine Arbeit also, bei der man seinen Gedanken freien Lauf lassen konnte. Nach ein paar Tagen merkte ich, dass dies nichts für mich war. Ich war viel zu viel mit meinen Gedanken zu Hause und fühlte, dass ich zu grübeln begann. Mein Aufseher war ein sympathischer Mann, der wie ein normaler Mensch reagierte und uns, wir arbeiteten zu dritt in einer Reihe, jeder an einer eigenen Maschine, nicht scheuchte. Ab und zu hielt er einen Schwatz mit mir, da ich sehr gut Deutsch sprach, und nach drei Tagen gab ich ihm zu verstehen, dass diese Arbeit nichts für mich sei und ob er nicht eine andere Arbeit für mich wisse. Am folgenden Tag wurde ich an automatische Drehbänke gestellt, die ganz nah bei den Zapfmaschinen standen. Da gab es wieder einen anderen deutschen Aufseher. Auch das war wieder ein netter Mann, kein Deutscher, so wie wir uns die vorstellen, also kein Mof.
Die Arbeit an den Bänken gefiel mir viel besser. Ich stand nicht nur dauernd an einer festen Stelle. Man musste auf mehr Dinge achten und hatte deshalb keine Gelegenheit mehr, an zu Haus zu denken.

Aluminiumwerke Werkzeugbau

Alumuniumwerke Göttingen Werkzeugbau, 1930er Jahre.
Es ist nicht sicher, ob Cornelius J. K. in dieser Halle gearbeitet hat,
aber so ähnlich wird es dort ausgesehen haben.

Ich bemerkte schon bald, dass dort ein Sammelsurium von Menschen arbeitete, von überall herbeigeschleppt und alle gezwungen: Natürlich Deutsche, die meistens die Leitung hatten. Dann gab es ziemlich viele Russen, natürlich Niederländer, ein paar Belgier, ein Franzose und zwei Türken. Der Franzose hatte enorme Plattfüße. Ich meine nicht groß, sondern enorm platt. Er bewegte sich fort wie eine Ente. Ich habe ihn einmal während des Waschens gesehen. Seine gesamte Fußsohle berührte den Boden. Dass es dort Türken gab entdeckte ich fast zufällig, aber darüber später mehr.
Wie gesagt, die Arbeit an den Drehbänken gefiel mir besser. Ich musste auf drei Drehbänke zugleich aufpassen, dafür sorgen, dass sich dort stets Material in den Maschinen befand, um davon die Aluminiummuttern drehen zu können, darauf achten, dass immer ein Strahl Schmiermittel auf das Werkstück lief und darauf achten, dass die Muttern den vorgeschriebenen Maßen entsprachen. Dafür benutzte ich ein Modell, keine Schieblehre oder etwas derartiges. Natürlich gab es wieder einen Aufseher, Einrichter hieß so ein Funktionär. Bart kontrollierte regelmäßig auch ob die Muttern gut waren. Falls nötig, schliff er die Meißel und justierte sie. Über ihm stand wiederum jemand, der in einer weißen Jacke durch die gesamte Halle lief und ab und zu Stichproben machte. Der lief dort herum wie ein Paradiesfisch in einem Schwarm Stichlinge und wechselte mit den Nicht-Deutschen sicherlich kein Wort. Ein arroganter Kerl, also ein Mof.

Natürlich hatte ich die erste Gelegenheit genutzt, meinen Eltern einen Brief zu schreiben. Ich hatte einen Schreibblock, Briefumschläge und einen Stift mitgenommen. Glücklicherweise war mein erster Brief beruhigend, denn ich war an einem guten Ort gelandet. Bei meiner ersten Fahrt durch die Stadt hatte ich schon herusgefunden, dass diese Stadt wenig vom Krieg zu erleiden hatte. Anfänglich begriff ich das nicht, aber ich kam doch schon schnell dahinter. In Göttingen gab es einen enormen Krankenhauskomplex von bestimmt ein paar Quadratkilometern.

Klinikkomplex Göttingen

Klinikkomplex Göttingen, Goßlerstraße.

Weiterhin gab es eine große Universität, an der Ärzte ausgebildet wurden, und es gab Gebäude, in denen militärische Kriegsopfer gepflegt wurden. Darum war es so ruhig in Göttingen und darum wurden die Parks so gut gepflegt. Alles, um es den Soldaten angenehmer zu gestalten. Alles Täuschungspolitik von Adolf Hitler. Es ist ein Eigenname, darum schreibe ich ihn mit groß, aus keinem anderen Grund. [Das Niederländische kennt außer bei Eigennamen und einigen Ausnahmen keine Groß- und Kleinschreibung.] Weiterhin gab es wenig Industrie in der Stadt und unsere Fabrik war, meiner Meinung nach, auch nicht so wichtig für die Kriegsindustrie.

Luftbild Göttingen

Luftbild des idyllischen Göttingen, Innenstadt mit Johanniskirche.

In der Halle, in der ich arbeitete, wurden Muttern gedreht, Aluminium- und Stahlmuttern. In der Halle neben unserer schnitt man Stahlplatten in Streifen. Wohin die später gingen, habe ich nie gesehen. Ich kam eigentlich nie in eine andere Halle als in die, in der ich arbeitete, also weiß ich auch nicht, was sie bei den Aluminiumwerken sonst noch machten. Einfach so irgendwo reinzugehen, das machte man nicht, und mich interessierte es auch nicht. Ich hatte genug Arbeit, von der ich am Anfang nur dicke Fußknöchel bekam. Nach ein paar Wochen merkte ich, dass ich mich ruhig ab und zu setzen konnte. Mein Aufseher Bart sagte nichts dazu.

Meistens hielt ich ein Schwätzchen mit meinem früheren Nachbarn am Drahtzapfer. Das war ein Asiat und kam von der Krim oder so etwas und hauste in einer der Baracken hinter den Zäunen. Dort saßen ausschließlich Russen, Kriegsgefangene, hauptsächlich Militärangehörige. Diese Jungs kamen nicht vom Gelände herunter. Um ihre Baracken herum waren doppelte Zäune gebaut, und wenn sie zur Fabrik gingen oder wieder zurück zur Baracke, wurden sie von deutschen Soldaten begleitet. Ob es dort permanent Bewachung gab, weiß ich nicht, vermute es aber.
Dieser Russe, er hieß Ordio, war also mein Ex-Bohrkamerad. Mit Händen und Füßen und sehr wenig Deutsch und noch weniger Russisch schafften wir es doch, sehr nett mit einander zu plaudern. Er war ein ängstlicher Mann, der immer etwas Verschrecktes an sich hatte, obwohl das bei seinem Aufseher nicht nötig war. Dieser Aufseher hatte etwas an sich von 'Von mir aus muss das jetzt nicht mehr sein. Ich wäre lieber irgendwo anders, mir ist es scheißegal.' Von ihm war keine Gefahr zu befürchten. Auch vor meinem Aufseher, Bart, brauchten wir keine Angst zu haben. Ordio war sicher um die Fünfzig, für mich war er ein bedauernswerter Mann, der alles einfach so geschehen lies, wie es kam. Ab und zu schien es mir, als ob jede Lebenslust aus ihm verschwunden war. Wenn wir herumstanden und miteinander redeten, zapfte er einfach weiter, aber er fand es schön, wenn ich mich um ihn kümmerte.
Er schien mir immer müde zu sein. Oft schlief er hinter seiner Zapfmaschine ein. Dann sackte er mit dem Kopf gegen die Maschine, aber das machte nichts. Sein Aufseher oder ich schüttelten ihn dann wach und dann ging es wieder eine Weile gut. Manchmal lief der Zapfhahn fest, und dann saßen da ein paar Muttern zugleich drauf. Mit einer beruhigenden Gebärde nahm der Aufseher dann die Muttern wieder ab, und dann konnte Ordio wieder mit seiner Arbeit fortfahren. Der bereits beschriebene Paradiesfisch war ein Lump, auch wenn er nicht viel sagte. Wenn er Ordio schlafend vorfand, gab er ihm so einen Schlag auf den Rücken, dass Ordio fast von seinem Hocker fiel. In stillschweigender Absprache passten der Aufseher und ich auf, dass Ordio nicht einschlief. Später fiel mir etwas dagegen ein, und dafür war Ordio mir sehr dankbar.

Die ersten Wochen vergingen wie in einem Rausch. Ich musste mich an viele Dinge gewöhnen, an die Arbeit, an das Essen und vor allem an das Schlafen mit zwölf Jungs in einem Zimmer. Wir hatten nicht dieselben Arbeitszeiten, sondern waren über drei Schichten verteilt und über verschiedene Abteilungen. Wenn der eine ins Bett kroch, ging der andere gerade zur Arbeit. Man musste sich vor allem an einander anpassen, und das gelang uns wunderbar. Es schien so, als wären wir alle davon durchdrungen, dass ein gutes Einvernehmen ein wichtiger Überlebensfaktor war. Es klingt vielleicht ein wenig schwierig, aber es war so. Dass wir keine Kriegsgefahr zu befürchten hatten, realisierten wir schon sehr schnell. Göttingen war eine Enklave in einem Land im Krieg. Feindliche Flugzeuge, Flugzeuge, die der Feind der Deutschen waren, natürlich, überflogen Göttingen schon, und dann wurde Alarm gegeben. Es gab zwei Sorten Alarm: Fliegeralarm und Bombenalarm. In beiden Fällen musste Deckung gesucht werden, wenn wir an der Arbeit waren. Unter einer der Hallen, sehr nah bei unserer, war ein großer und guter Luftschutzkeller, und da musste dann jeder rein; auch die Russen. Dann wurden alle Maschinen angehalten, und dann wurde es plötzlich totenstill in so einer Halle. Im Keller wurden die Böcke von den Schafen geschieden. Ein Raum war allein für die Russen bestimmt. Das stand auf einem großen Schild über dem Eingang der Abteilung. Der Rest war für die Deutschen und für den Rest der Zwangsarbeiter bestimmt. Wir durften also bei den Deutschen sitzen, das schien eine große Ehre zu sein, obwohl ich das nie so gesehen habe. Ich kenne ganz andere Zeichen der Anerkennung.
Oft sprang ich zu den Russen rein, von Ordio oder einem der anderen Russen aus meiner Halle dazu eingeladen. Dann redeten sie über mich, und aus ihren Gebärden zu schließen, nur anerkennend. Kein Grund, mir selbst auf die Brust zu schlagen, wir waren schließlich alle Leidensgenossen.

Zwei Wochen nach meinem ersten Brief nach Hause bekam ich schon Antwort von meinen Eltern. Meiner Mutter war ein Stein vom Herzen gefallen, dass ich es einigermaßen gut getroffen hatte. Natürlich vermissten wir einander – das war auf beiden Seiten so. Glücklicherweise ließ sie sich darüber nicht in ihren Briefen aus, aber ich konnte es zwischen den Zeilen lesen. Meine Briefe schrieb ich immer so munter wie möglich, obwohl mir das ab und zu schon schwer fiel. Ich konnte schließlich schlecht schreiben, dass ich es dort schrecklich fand. Dass ich mich nach meinem Zimmer sehnte, nach einem sauberen Bett, nach einem Moment Ruhe, sich selbst zurückziehen zu können und nicht immer andere um sich herum zu haben. Anpassen an die Umstände war das erste Gebot. Ich hatte versprochen, geschworen, zurückzukehren, und dazu konnte man selbst viel tun, auch wenn das merkwürdig klingt. Ach, wie lang konnte dieser Krieg jetzt noch dauern? In einem Monat, oder so, gingen wir ja wieder nach Hause. Wirklich, so dachten wir alle. Dann hätte die deutsche Kriegsmaschine aufgehört, sich zu drehen. Was für ein Glück, dass wir damals noch nicht wissen konnten, dass wir zwei Jahre würden warten müssen, ehe wir wieder nach Hause konnten. Sonst wäre es sicher mit einigen von uns nicht gut ausgegangen, allein schon aus diesem Grunde. Jetzt machten wir alle das daraus, was man daraus machen konnte, und das war noch sehr viel.

Mitten im Zimmer stand ein großer Herd, der zum Heizen diente, und man konnte darauf kochen. Keiner von uns hatte jemals gekocht, ein Ei, ja, aber Kartoffeln und Gemüse und Fleisch braten, natürlich nicht. Die seltsamsten Mahlzeiten wurden da zusammengehauen, der eine wusste das und der andere wieder etwas anderes und so war das, was dort bereitet wurde, doch noch essbar.
Wir bekamen als "Ausländische Zivilarbeiter" (zivil bedeutet "bürgerlich") jede Woche eine Lebensmittelkarte mit Marken. Dafür konnten wir Essen kaufen, von Brot bis zu warmen Mahlzeiten und alles, was dazu passte, alles häppchenweise, aber ausreichend. Diese Karte wurde, denke ich, vom Pförtner ausgegeben. Da musste man sich immer melden, wenn man mit der Arbeit begann, und auch wieder abmelden, wenn man ging. Wenn man dann seine Nummer nannte, gab er einem eine Marke, und die musste man dann am Ende der Schicht wieder abgeben. Ich hatte Nummer siebenhundertzehn. Die Zeiten notierte er auf einer Personalkarte, und zwar auf die Minute genau. Eine wichtige Funktion also, und ein Mann, mit dem man rechnen musste. Wie ein General sah er von seiner Pförtnerloge auf einen runter. Um auf einen Anderen Eindruck zu machen, muss man immer dafür sorgen, dass man höher steht als der Andere, das macht Eindruck. Ich habe nie verstanden, warum.
Die Lebensmittelmarken waren zwar ausreichend, aber man musste sie doch gut einteilen, da man sonst nach der Hälfte der Woche ohne Margarine da saß. Von einem Anderen etwas zu leihen, war nicht drin, denn man hatte gerade für sich selbst genug. Es gab Jungs, denen das regelmäßig passierte.
Wenn meine Arbeitszeiten so lagen, aß ich in der Fabrik; und das geschah ziemlich oft. Dafür kaufte man dann Marken in der Kantine und lieferte dann auch Marken da wieder ab. Fünfzig Gramm Fleisch und zehn Gramm Margarine pro Tag, und das kostete dann auch noch fünfundsiebzig Pfennig pro Mahlzeit. Wenn man Glück hatte und es vergaß, die Bezahlmarke abzugeben, aß man zweimal ganz anständig. Das beweist, dass das Ganze nur Magenfüllung war.
Natürlich machte ich hiervon Gebrauch. Wenn der Dienst es nicht zuließ, [dass ich in der Kantine aß], kochte ich selbst. Dann kochte man mit ein paar Mann zusammen, natürlich meistens Eintopfgerichte. Auf aufwändiges Essen hatte man keine Lust, und es gab auch noch mehr Leute, die kochen wollten.
Was das betrifft, hatten die Russen es viel schlechter. Die durften nicht aus der Halle. Ihr Essen wurde in einem großen Kessel gebracht, und dann wurde ihr Kochgeschirr mit etwas, das wie Essen aussah, gefüllt. Ich denke, dass es nur warm war, sonst nichts. Ich habe ein paar Mal in Ordios Schüssel gesehen. Helle Suppe, durch die man den Boden sehen konnte und die Fettaugen, Schlieren und Nudeln zählen konnte. Er ließ mich einmal seine Beine sehen: deutliche Zeichen von Hungerödemen. Wenn man in seine Beine drückte, bildeten sich die Druckstellen nur ganz langsam wieder zurück.

Die Wochen vergingen einfach so, ohne dass es einem bewusst war. Einmal in vier Wochen hatte ich ein Wochenende frei. Dann kam ich abends um kurz nach Zehn in die Baracke und musste dann montags um sechs Uhr morgens wieder beginnen. Ich hatte dann also zwei volle Tage frei, und wenn schönes Wetter war, nutzte ich das aus und ging spazieren. Ein einziges mal mit anderen Jungs, aber meistens allein. Zumindest wenn ich nicht in die Stadt wollte. Wenn wir in unsere Stammkneipe gingen, wir hatten davon drei, dann gingen wir zusammen. Wir hatten dann die Wahl zwischen der Stadtschänke, Kellers Bierstube und noch einer namenlosen Kneipe, wo wir Glühwein tranken. Es gab zwei Kinos, Central Theater und Capitol. Heinz Rühmann und andere der bekannten Stars waren oft zu sehen. Natürlich auch viele, sehr viele Kriegsnachrichten. Es war alles nur Propaganda. Sie errangen einen Sieg nach dem anderen, es wurde einem ganz elend davon, und doch wusste ich, dass das Geschrei größer war als der Erfolg. Nur dauerte es so lang, so schrecklich lang.

 

 

Schwarz-Weiß-Kopie einer Karrikatur des polnischen Karrikaturisten Stanislaw Toegel (1905-1953), die dieser 1943 in Göttingen anfertigte.

Toegel war Reserveoffizier der polnischen Armee und Anfang des Krieges 1939 in deutsche Gefangenschaft geraten. Von dort gelang ihm die Flucht und er lebte seit dem im Warschauer Untergrund. 1943 wurde er gefasst und als Zwangsarbeiter nach Göttingen gebracht, wo er in einer Papierfabrik (wahrscheinlich Rube & Co) arbeitete. Hier entstanden eine Reihe von satirischen Zeichnungen, die hautpsächlich die politischen Grössen des NS-Regimes aufs Korn nahmen.

Die Zeichnung entstand 1943 in Göttingen und wurde nach dem Kriege nachcoloriert.

Stanislaw Toegel Deutschland kapituliert nie Göttingen 1943

Nun ja, in ein paar Monaten würde es vorbei sein, dann gingen wir ja wieder nach Hause. Wirklich, so haben wir immer gedacht, besser gesagt, gehofft. Allein, ich wagte es nicht, diese Gedanken in meine Briefe zu schreiben. Stell Dir vor, dass es doch viel länger dauern würde, als wir dachten. Für meine Eltern wäre die Enttäuschung groß gewesen, und das musste ja nun nicht sein. Treu schrieb ich ihnen jede Woche einmal, manchmal sogar zweimal einen Brief von mindestens vier Seiten mit Erlebnissen, die mit dem Krieg als solchem nichts zu tun hatten. Von wo ich den Stoff für solche langen Briefe herholte, begriff ich manchmal selbst nicht. Es war, als ob ich in den Briefen meinen Eltern gegenüber saß und erzählte. Auf diese Art schreibt man jemandem, den man liebt, am Einfachsten. Auf jeden Brief erhielt ich Antwort. Jedes mal war es meine Mutter, die schrieb. Mein Vater war kein großer Schreiber und hatte schließlich auch noch das Geschäft. Ich fand es gut so. Ich habe es meinem Vater nie übel genommen, dass er niemals die Feder zur Hand nahm.

Die Post landete immer beim Pförtner, wo man sie dann erbitten musste. Viele Jungs bekamen nicht nur von ihren Eltern Post. Ein paar Jungs auf meinem Zimmer hatten ein Mädchen oder waren schon verlobt. Verheiratete waren nicht dabei, obwohl wir alle so um einundzwanzig/zweiundzwanzig waren. Auf einmal kam mir die Idee, dass ich auch eine Brieffreundin haben wollte, aber wie sollte ich daran kommen? Ich erinnerte mich an ein Mädchen, das ich ein paar mal bei einem Kunden von v. d. Slikke, wo ich arbeitete, gesehen hatte. Ich wusste nur ihren Nachnamen, aber so weit ich wusste, war sie die einzige Tochter im Hause. Das Mädchen hatte ziemlich Eindruck auf mich gemacht, da sie sehr lieb aussah und mir gegenüber, als Klempner-Elektriker bei v. d. Slikke, freundlich war. Ich fasste mir ein Herz und schrieb ihr einen Brief, in dem ich ihr erklärte, dass ich gerne eine Brieffreundin haben wolle, und ob sie vielleicht Interesse habe, mit mir zu korrespondieren. Ihr Vater hatte eine Gärtnerei, und ich wusste so ungefähr die Adresse, jedenfalls die Straße. Auf gut Glück habe ich damals den Brief verschickt und bekam nach drei Wochen wahrhaftig Antwort von Willie G. [Willie ist ein weiblicher Vorname], die auf meinen Vorschlag einging. Das freute mich. Natürlich unterschieden sich die Inhalte der Briefe an meinen Vater und meine Mutter von denen an sie. Bei Willie konnte ich meine Schwierigkeiten, wenn es welche gab, manchmal loswerden, worauf sie dann auch immer einging. Auch durch ihre Briefe bekam ich viel Unterstützung. Sobald ich wieder zu Hause war, habe ich sie in Den Helder aufgesucht, aber darüber später mehr.

Als ich ungefähr anderthalb Monate an den Bänken arbeitete, erkundigte ich mich sehr vorsichtig bei Bart, ob Ordio nicht auch an den Bänken arbeiten könne. Davor hatte ich Ordio gefragt, ob ihm das gut schien, und er wollte das schon. Es war bei ihm genauso wie bei mir, er begann bei dieser geisttötenden Arbeit zu grübeln. Der Einrichter war damit einverstanden, und Ordio wurde mein Assistent. Und nicht nur mein Assistent für drei Drehbänke, sondern für sechs Bänke. Er sorgte unter anderem für die Materialzufuhr, führte das Material aber auch in die Maschinen. Er war bestimmt zwanzig Jahre älter als ich und bestimmt nicht mein Diener. Er benahm sich allerdings manchmal schon so. Wenn eine Maschine stillstand weil sie kein Material mehr hatte, rannte er an mir vorbei, um als Erster bei der Maschine zu sein. "Ich rabotte, Du nicht", sagte er dann und drückte mich beiseite. Und das alles, weil ich ab und zu warmes Essen aus der Kantine für ihn mitschmuggelte. Dann aß er das schnell in einer stillen Ecke auf, wo niemand ihn sehen konnte. Eigentlich ein erbärmliches Schauspiel, und ab und zu hatte ich damit auch meine Schwierigkeiten. Dann versuchte ich, ihm zu erklären, dass er das nicht für mich zu tun brauche, aber darüber konnte man mit ihm nicht sprechen. Wenn wir dann im Luftschutzkeller saßen, er bei den Russen und ich bei dem Rest, zeigte er mich seinen Landsleuten, und dann lachten sie mir zu. Ich bekam dann eine Art Schutzengelgefühl, was auch immer das für ein Gefühl sein mag, und machte mit dem ab und zu Mitbringen von Essen weiter. Wenn es auch Russen waren, so waren es doch schließlich Leidensgenossen von mir.
Ab und zu setzte ich mich zu den Russen. Das durfte man zwar nicht, aber das machte mir nichts aus. Mein Einrichter sah das zwar, aber der sagte auch nichts darüber.

Ich hatte mittlerweile einen anderen Aufseher bekommen, Heinrich S., auch ein sehr feiner Kerl. Der warnte mich einmal, als ich wieder Essen für Ordio mitbrachte. "Das darf du nicht, Cornelius, sei vorsichtig". Aber er verbot es mir nicht.
Heinrich S. war mir gegenüber etwas freier als Bart. Er setzte etwas mehr Vertrauen in mich, und damit meine ich nicht in meine Arbeit. Er wagte es, etwas mehr über die Verhältnisse, in denen wir damals lebten, zu sprechen. Er hatte einen Bauernhof in Nörten-Hardenberg, zehn Kilometer außerhalb von Weende-Göttingen. Ihm wurde einfach ein Pole zugewiesen, der für den Bauernhof sorgen musste, während er in der Fabrik arbeiten musste. Er fand das schrecklich und teilte die Auffassung, das dies im Interesse des "Großdeutschen Reiches" war, überhaupt nicht. Das hatte seine Widerspenstigkeit, die ja schon bei ihm vorhanden war, noch verstärkt. Darüber traute er sich mit mir zu sprechen, aber nicht mit einem Anderen. "Du kannst niemandem vertrauen, Cornelius", sagte er dann. "Aber es wird nicht mehr lange dauern." Genau so ein Optimist wie ich, wie wir alle eigentlich.

Die Burgruine Plesse bei Göttingen

Die Burgruine Plesse bei Göttingen um 1955

Der Spätsommer 1943 war sehr schön, und ich nutzte jede freie Stunde, spazieren zu gehen. Der Harz ist schön, und ich als Flachländer fand die Berge, auch wenn sie nicht so hoch waren, sehr schön. Ein Spaziergang zur Ruine Plesse, ungefähr 330 Meter "über dem Meer", aus dem Jahre 1300 stammend, lohnte sich. Im Turm war eine hölzerne Wendeltreppe, und darin kratzte ich meinen Namen zu den vielen anderen Namen. Damals wusste ich noch nicht, dass ich Jahre später, als freier Mann, mit meiner Frau die Wendeltreppe aufs Neue besteigen sollte und dann allerlei Erinnerungen in mir hoch kommen sollten. Mein Name, den ich in das Holz kerbte, war nach 37 Jahren noch deutlich zu sehen und zu lesen, trotz der Tränen in meinen Augen.
Auf dem höchsten Punkt des Turmes konnte man in alle Richtungen blicken. Vor allem wenn man in die westliche Richtung blickte, konnte man einfach so wegträumen, dass einem davon elend wurde. Nur schnell wieder nach unten, denn so ging es nicht gut.
Entlang des Weges dahin standen Apfelbäume, an die man so heran kam. Einige Äpfel waren schon reif, als ich dort eines Tages vorbeilief. Die Früchte waren für die Krankenhäuser und die Soldaten an der Front bestimmt. Auf jeden Fall nicht für Zwangsarbeiter, von denen ich einer war. Dennoch schmeckten die Äpfel sehr gut.

Kurz außerhalb Göttingens lag das kleine Dorf Weende. Das Dorf, in dem ich am Ende des Krieges ein paar Monate gewohnt habe, aber das ist eine andere Geschichte, die etwas später kommt. In dem Dorf, auch an der Weender Landstrasse, fanden wir den Hauptlieferanten der Zwangsarbeiter und der anderen deportierten Ausländer. Der Lebensmittelhändler hieß Heinrich V. [Bäckermeister], und das war wieder ein guter Deutscher. Bei ihm kauften wir ein und bei ihm bekamen wir manchmal etwas ohne Marken, da er eine große Sympathie für uns Zwangsarbeiter hatte. Er bediente uns genau so freundlich wie die Deutschen und duldete es nicht, wenn sich einer der Deutschen vordrängeln wollte. "Sie haben für uns gearbeitet, und dafür müssen wir ihnen dankbar sein", sagte er ständig. Diese Aussage wurde nicht immer gleichermaßen positiv aufgenommen.
Der übliche Gruß beim Kommen und Gehen war "Heil Hitler". Meiner Meinung nach etwas Erzwungenes, an das sich die Meisten hielten, einfach weil man niemandem vertrauen konnte. Wenn wir reinkamen und der Laden leer war, sagte er manchmal "Drei Liter" und lachte dann. Dass er etwas Besonderes war, erwies sich beim Einzug der Engländer in den letzten Kriegstagen. Darüber später mehr.

Irgendwann entdeckten wir sie, die Tierchen. Wandbären nannten sie die Moffen. Bei uns heißen sie Wandläuse [Wanzen]. Zunächst sahen wir sie an den Barackenwänden, und bei genauerer Untersuchung dann auch in den Strohsäcken. Wirklich sehr lästig, und das ist noch milde ausgedrückt. Unser großartiger Lagerführer, ein Kerl, von dem man nichts hatte, da er nie da war, wurde benachrichtigt und kam, um es sich anzusehen. Das Resultat war, dass unsere Baracke mit einer Art Gas entlaust werden sollte. Gas gab es im Krieg genug, nur benutzten sie das Gas zu anderen Zwecken. Wir mussten mit unserem Kram für ein paar Nächte in die Fabrik umziehen. In einem leeren Raum war eine provisorische Schlafgelegenheit vorbereitet worden. Nach, wie ich glaube, zwei Nächten mussten wir wieder zurück. Sie hatten in den zwei Tagen alle Spalten der Fenster und Türen mit Klebeband abgedichtet und dann Gas hineingesprüht. Als wir wieder zurückkamen, bekamen wir neue Strohsäcke und andere Decken. Einfach unsere alten Decken, nur dann gesäubert und chemisch gereinigt, oder so etwas. Die Tierchen hätten jetzt weg sein müssen, aber sie waren noch da. Es waren nicht mehr so viele und sie liefen etwas weniger schnell, aber sie waren eben noch da. Es stank fürchterlich, und wir haben sofort die Fenster geöffnet. Abends roch man nichts mehr, und nach einer Woche waren die Bären auch verschwunden. Sicherlich ein langsam wirkendes Gift. Dass die Moffen darin einzigartig waren, haben wir nach dem Krieg in vielen Büchern lesen können.

Eines Tages, ich denke es war ein Samstag, kamen ein paar Jungs von Zimmer Eins, eine Belegung der weniger guten Sorte, mit einem Mädchen aus der Stadt zurück. Es war ein niederländisches Mädchen, und in dem Fall kann man mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass es nicht von der besten Sorte war. Meiner Meinung nach wurden keine [holländischen] Frauen als Zwangsarbeiter angeworben. In Göttingen habe ich nie davon gehört. Dass die Puppe in der Tat nicht von der besten Sorte war, zeigte sich zwei Tage später. Die ganze Belegung des Zimmers, zwölf Mann also, landete mit einem Tripper, auf Latein Gonorrhöe, im Krankenhaus. Das Mädchen war also nicht ganz astrein. Jungs vom Nebenzimmer haben durch die Ritzen in den Holzwänden sehen können, was sich dort an dem Nachmittag und Abend abgespielt hat. Von draußen war nichts zu sehen, da die Läden fest verschlossen waren. Außerdem gab es dort ein paar Jungs, denen die Faust locker in der Tasche saß, und die sollte man besser in Ruhe lassen.
Dienstags fragte mich Heinrich S., was da bei uns in der Baracke los gewesen war. Er grinste ein bisschen, aber man konnte es seinem Gesicht ansehen, dass er den Ernst der Lage erkannte. "Du warst glücklicherweise nicht dabei, Cornelius. Gib bitte gut auf dich acht." Ende der Woche waren sie alle wieder an der Arbeit; das Mädchen habe ich nie wieder in unserer Baracke gesehen.

In unserer Halle arbeitete auch eine Französin, und das war ein sehr hübsches Mädchen, eine flotte Biene, sozusagen. Wenn die durch die Halle lief, leider geschah das nicht oft, sah ihr jeder gesunde Mann nach. Dann wackelte sie mit ihrem kleinen französischen Arsch, dass es eine Freude war. Sie arbeitete im Büro, in einem Raum in unserer Halle, der eine Etage höher lag als unsere Arbeitsstätte. In dem Büro saß das größte Ekelpaket der ganzen Halle. Passenderweise, oder muss ich unpassenderweise sagen, hieß der Mann Engel. Wenn der in seiner schneeweißen Jacke durch die Halle ging, war jeder an der Arbeit. Dann hörte man nur noch die Maschinen drehen, und niemand unterhielt sich mehr. Ein Mal wurde ich zu ihm zitiert. Ich gab Ordio ab und zu Essen aus der Kantine, und das hatte er gesehen oder es war ihm zugetragen worden. Er erzählte mir, dass das verboten war. Wenn er es noch einmal sehen sollte, würde ich deswegen bestraft werden. Was die Strafe war, sagte er nicht, aber ich konnte es mir ungefähr vorstellen. Ich konnte wieder gehen und sah dann im Vorübergehen im Nebenzimmer die Französin mit ihrem viel zu kurzen Rock sitzen. Sie sah mich an, als ob sie sagen wollte: "Wie wagst du es, mich so anzusehen, ich bin das Liebchen vom Chef."
Wieder mit Händen und Füßen und etwas Russisch-Deutsch, oder war es Deutsch-Russisch, gelang es mir, Ordio zu erklären, warum ich zum großen Chef gehen musste. Heinrich S. und Ordio hatten es beide gesehen, dass ich nach oben gehen musste. S. riet mir nochmals, vorsichtig zu sein. "Es wäre schade, wenn dir etwas passiert", sagte er. Zwei Wochen lang musste Ordio mit seiner wässrigen Kohlsuppe auskommen, bis ich entdeckte, dass Engelchen praktisch die ganze Woche nicht da war. Er war irgendetwas bei der S.A. und bekam für die Aktivitäten sicher frei. Die Luft war also wieder rein, und Ordio bekam wieder ungefähr zweimal die Woche seinen warmen Happen von mir. Jetzt hatte er einen noch sichereren Platz gefunden, manchmal sogar auf dem W.C., wo nur die Russen hin durften. S. sagte dazu nichts, er war ein guter Kerl.

Einmal aber bin ich krank gewesen. Na ja, krank. Ich hatte Wasser in den Knien, und das kam vom langen Stehen an den Drehbänken. Irgendwo in Göttingen, ich weiß nicht mehr wo, gab es eine Baracke, in der Ärzte waren. Die waren nur für Zwangsarbeiter da. Der [Arzt] zog mit einer Spritze das Wasser aus meinem Knie, gab mir ein Wundermittel aus einem Medizinbecherchen zu trinken, und ich konnte wieder weggehen. Ich bezweifele, ob das Wundermittel für mein Knie gedacht war, aber ich habe an dem Tag auf jeden Fall blaugemacht. Später, in derselben Woche noch, bekam ich einen Brief, dass ich, ohne mich zu entschuldigen, neun Stunden der Arbeit ferngeblieben bin. Es sollte bei dieser einen Warnung bleiben. Bei einer Wiederholung würde anders aufgetreten werden. "Heil Hitler der Vertrauensrat, Betriebsobmann." Eine schöne Erinnerung an meinen Aufenthalt in Deutschland.

Einer unserer Zimmerkameraden, Rudolf L., hatte ab und zu Kummer. Dann saß er da und starrte vor sich hin und stach dann plötzlich mit voller Kraft ein Messer in den Tisch, wo es dann zitternd stehen blieb. Dann zogen wir uns sofort zurück und ließen ihn sich wieder beruhigen. Später entschuldigte er sich dann und benahm sich wieder normal. Er kam aus Bussum und sein Vater war ein hohes Tier beim Heer, oder so etwas. Manchmal sprach er ein bisschen affektiert und dann benutzte er plötzlich wieder gröbste Ausdrücke. Ein einziges Mal ging ich mit ihm spazieren, und dann führte er hochtrabende Gespräche, deren Nutzen ich nicht einsah. Er sprach dann sehr vornehmes Niederländisch, aber am Ende unseres Aufenthaltes in Deutschland war er der Schmutzigste von uns und das interessierte ihn nicht die Bohne. Wenn unser Aufenthalt noch länger gedauert hätte, wäre er verrückt geworden, glaube ich.

Briefe von Cornelius J. K.

 


Quellen:

Die Fotos des zerstörten Hannovers stammen von der Homepage der ARD zum 60. Jahrestags des Kriegsendes (Bild links und rechts) bzw. von der Homepage der SPD Aurich (Bild Mitte).

Das Foto des Bahnhofs in Göttingen um 1940, das Luftbild von Göttingen, das Bild von Eddigehausen mit der Plesse stammen aus der privaten Postkartensammlung C. Tollmien.

Das Foto des Klinikkomplexes stammt aus: Städtisches Museum Göttingen, Fotoarchiv.

Das Luftbild der Aluminiumwerke und das Foto der Halle Werkzeugbau stammen aus: Chronik, Alcan Deutschland 1928-1985, Eschborn o.J. (1985), S. 30, S. 18.

 


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