Fleckfieber

Fleckfieber bei Zwangsarbeitern trat in Göttingen vermehrt vor allem Anfang 1944 in mehreren Transporte von "Ostarbeitern" auf. So kamen im März 1944 über das Arbeitsamt Chemnitz 80 Zwangsarbeiterinnen mit ihren Familien aus Weißrussland zu den Aluminiumwerken. In dem Transport befanden sich mehrere Kinder, von denen zwei schwer an Fleckfieber erkrankten. Insgesamt 15 Fälle, dieser durch Läuse übertragenen Krankheit, wurden 1944 in Göttingen gemeldet. Sie betrafen Transporte von "Ostarbeitern", die im Februar 1944 zur Reichsbahn, im März 1944 zum Fliegerhorst und zu Feinprüf und im Mai 1944 zu Ruhstrat und zu dem Holzfuhrunternehmen Rannenberg gekommen waren. Einzelne Fleckfieberfälle waren in Göttingen auch schon 1943 aufgetreten; mindestens vier Menschen starben in Göttingen an Fleckfieber.

Die aus Fleckfiebergefährdeten Transporten stammenden "Ostarbeiter" vorsorglich zu isolieren, sahen sich die Behörden außer Stande bzw. waren dazu wohl wegen des dadurch bedingten Ausfalls von Arbeitskräften dazu nicht bereit. Nachdem im April und Mai 1944 besonders viele Fleckfieberfälle aufgetreten waren, schrieb der Regierungspräsident von Hildesheim diesbezüglich am 31.5.1944 an den Oberpräsidenten von Hannover zu seinem (in anderen Fällen immer kommentarlos erstatteten) monatlichen Bericht über die neu aufgetretenen Fleckfieberfälle: "Sämtliche Erkrankungen stammen aus Transporten, die von vornherein als fleckfiebergefährdet angemeldet worden sind. Nach Rücksprache mit dem Leiter des ärztlichen Dienstes beim Gauarbeitsamt in Hannover hat es sich nicht ermöglichen lassen, die Transporte längere Zeit in Quarantäne zu belassen, die Arbeitsämter seien jedoch angewiesen worden, die zugeteilten Kräfte möglichst geschlossen einzusetzen und die Gesundheitsämter von dem Einsatz zu benachrichtigen."

Versorgt und untergebracht wurden die an Fleckfieber erkrankten Zwangsarbeiter in zwei Seuchenbaracken am Ludendorffring/Ecke Waldweg.

Einzelne Fälle von Fleckfieber:

  • Nikolai Iwanowitsch B., geb. 1936, Kinderzwangsarbeiter aus Weißrussland in den Aluminiumwerken seit März 1944
  • Sofija Stepanowa K., geb. 1930, Kinderzwangsarbeiterin aus Weißrussland in den Aluminiumwerken seit März 1944
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    Quellen:

    Zeitzeugenberichte Nikolai Iwanowitsch B. (geb, 1932), Sofija Stepanowna K. (geb. 1930), Stadtarchiv Göttingen, Sa. 32- Sammlung Tollmien.

    Reg.präs. Hi an Oberpräs. 31.5. 1944, Fleckfiebermeldungen 9.1.1943-23.5.1944, Stadtarchiv Göttingen Pol.Dir. Fach 74 Nr. 6, Bl. 89-98 (Bericht Bl. 91), und Niedersächsisches Haupt- und Staatsarchiv Hannover Hann 122 a Nr. 3317, Bl. 8, Nr. 3321, Bl. 27, 37, 53 ff., 67, 69 f., 75 f. , 78, 81, 85.

    Sterbebücher Göttingen, Geismar, Weende und Grone 1940-1945, Standesamt Göttingen.


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