Lager: Gasthaus Sültebeck Französische Kriegsgefangene
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Im Sommer 1940 ließ Oberbügermeister Gnade unter großem persönlichen Einsatz für über 10 000 RM im großen Saal des schon als Tschenlager genutzten Lagers Sütebeck ein stadteigenes Lager für französische Kriegsgefangene einrichten.
Das Lager war für 250 Gefangene ausgelegt, wurde aber am 22. September 1940 erstmalig mit nur 122 Gefangenen belegt. Maximal waren 172 Gefangene in dem Lager untergebracht (Dezember 1942). Diese arbeiteten zunächst nur für große Rüstungsfirmen (insbesondere für die Aluminiumwerke) und ab 1941/42 dann abgesehen von den städtischen Betrieben nur noch für kleinere und mittlere Firmen, vor allem aus dem Versorgungsbereich. Durch private Betriebe genutzt wurde das Kriegsgefangenenlager in den Jahren 1940 bis 1942 (für spätere Jahre liegen leider keine Angaben vor) nachweislich von den Aluminiumwerken, der Firma Wilhelm Lambrecht, der Phywe AG, der Sartorius AG und den Göttinger Kohlenhändlern; außerdem von der Strickwarenfabrik Schöneis & Co, den Opel-Autohallen, den Speditionen Hermann Weber und Adolf Quentin, den Landesproduktenhandel Dr. Fritz Henjes, der Bäckerei Schaper und der Getreidehandlung W. Günther. Außer den Aluminiumwerken mit anfänglich 100 Gefangenen, der Phywe AG mit 27 Kriegsgefangenen (mindestens bis Februar 1941) und der Sartorius AG mit 29 Gefangenen noch im November 1942, standen allen anderen genannten Betrieben jeweils nur einer bis maximal 8 Kriegsgefangene zur Verfügung. Sowohl die Aluminiumwerke als auch die Phywe AG richteten spätestens im Frühjahr 1941 eigene Kriegsgefangenenlager ein und auch die Kriegsgefangenen, die bei Lambrecht arbeiteten, waren spätestens im April 1942 in einem Lager in Geismar untergebracht. Nur so ist auch zu erklären, dass im November 1942 bei einer Belegzahl von nur 164 Gefangenen insgesamt 56 (namentlich nicht genannte) Unternehmen das Lager nutzten, also durchschnittlich jedem von ihnen nur drei Gefangene zur Verfügung standen. Ausführlicher:
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In diesem ehemaligen Tanzsaal des Gasthauses Sültebeck waren die französischen Kriegsgefangenen in dreistöckigen Betten untergebracht.
Zu den Lebensverhältnissen im Lager Sütebeck siehe hier und den vernichtenden Bericht des französischen Vertrauensmannes des Stalags Fallingbostel vom April 1942 über die Zustände im Lager hier. |
Zu den Verhandlungen, zur Ausstattung und zur Nutzung des Lagers siehe Stadtarchiv Göttingen, Akten Bauamt Abt. I Fach 16 Nr. 48 und Nr. 52, passim.
Handschriftliche Statistik vom 16.11.1942-31.12.1945, Stadtarchiv Göttingen, Ernährungsamt Nr. 50, o. P.
Cordula Tollmien: Zwangsarbeiter der Göttinger Stadtverwaltung, Stand Dezember 2000, unveröffentlichter Bericht, S. 4-18.